Jun 032014
 

„Alte als Kollateralschaden der Gentrifizierung?“

Unter diese Überschrift stellte die SeniorInnenvertretung Mitte ihre Pressemitteilung, mit der  sie Alarm schlug: 50 Senior/innen droht die Vertreibung, wenn der Vermieter mit seinen Modernisierungsplänen und den angekündigten Mieterhöhungen durchkommt. Bis zu 60% sollen die Mieten steigen, wenn am Hansa-Ufer 5 die Fassaden wärmegedämmt, neue Fenster eingebaut und die Laubengänge geschlossen werden. Außerdem soll das Haus aufgestockt und an der Tile-Wardenberg-Straße ein Neubau angebaut werden.

Das Haus wurde 1975 als städtisches Seniorenwohnhaus mit Gemeinschaftseinrichtungen im Erdgeschoss errichtet. Jahrzehntelang mussten Mietinteressenten der Rentenbescheid vorgelegen. Zum 1.1.2008 wurde die schon damals instandsetzungsbedürftige Immobilie zusammen mit zwei weiteren Seniorenwohnhäusern vom Land Berlin an das schwedische Immobilienunternehmen Akelius verkauft. Nicht ohne die Senior/innen zu beruhigen, ihre Wohnungen seien auch in Zukunft sicher. In seinen „Informationen vom Liegenschaftsfonds Berlin rund um den Immobilienmarkt“ vom September 2007 hatte der LIFO den Verkauf dieser Seniorenwohnheime als Erfolg gewertet und stolz die hohen Erlöse erklärt: „… Ein untrügliches Zeichen für attraktive Immobilienangebote, mit denen entsprechend hohe und manchmal sogar spekulative Preise erzielt werden. So sicherte sich jüngst die schwedische Akelius GmbH drei ehemalige Seniorenhäuser in Berlin Tiergarten. Das Ergebnis lag deutlich über den Erwartungen, da der Wettbewerb um die Renditeobjekte besonders stark war.“

Wie sich vor Kurzem herausstellte, wurden vertraglich keine Auflagen vereinbart. Das sei nicht anders möglich gewesen, weil noch ein hohes Darlehen auf dem Haus lag, erklärte der Sozialstadtrat des Bezirks in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte. Auf Kosten von Senior/innen entledigt sich das Land Berlin seiner Schulden!

Kurz vor Ostern hatten die 66 Mieter/innen, darunter 50 ältere, die Modernisierungsankündigungen erhalten. Bedingt durch die Feiertage blieb Ihnen wenig Zeit sich beraten zu lassen. Wie viele von Ihnen die Härtefallregelung in Anspruch nehmen, ist noch nicht klar. (Nachtrag: es sind viele!) Die Frist von einem Monat ist extrem kurz. Der Schock sitzt tief. Denn fünf Mieter/innen sind schon über 90 Jahre alt, 15 zwischen 80 und 90. Viele wohnen bereits 20 Jahre dort und länger. Doch sie werden nicht so einfach aufgeben. Wenn auch einige resigniert und empört einen Umzug ins Pflegeheim ins Auge fassen, viele haben sich zusammengetan und wollen für ihre Interessen eintreten. Dabei werden sie von der SeniorInnenvertretung Mitte unterstützt. Eine Versammlung mit Rechtsanwältin wurde organisiert. Briefe formuliert. Eine große Gruppe besuchte die BVV um die Antworten auf die Bürgeranfrage einer Bewohnerin zu hören. Doch viel mehr als Bedauern gab es nicht und die Zusage, dass für Empfänger von Grundsicherung die Mieten bezahlt werden.

Christa Kaes, 83 Jahre, hat sich auch an den Runden Tisch gegen Gentrifizierung in Moabit gewandt. Gemeinsam wurde beim Infostand am 31. Mai auf der Turmstraße dieses Flugblatt verteilt und viele Gespräche geführt. Ein Straßenfest ist in Planung zur Information der Nachbarinnen und Nachbarn wurde am Sonntag, den 6. Juli organisiert (Kurzbericht und Bilder beim MoabitOnline-Artikel). Es wurden mehr als 600 Unterschriften gesammelt. Die Unterschriftensammlung geht weiter bis zum 1. September. Hier die Liste zum Download, sammelt mit!

Ein mehr persönlicher Artikel mit Bericht von der BVV und weiteren aktuellen Updates unter: http://www.moabitonline.de/20454

Nachträge:
Steigende Mieten stoppen hat diesen Artikel übernommen, außerdem ist er mit kleinen Änderungen im MieterEcho Nr. 368, Juli 2014 erschienen (pdf Download).

Es gibt eine neue Webseite zum Kampf der Senior_innen Hansa-Ufer 5 um ihre Wohnungen.

Hier die Online-Petition unterschreiben!!!

Einach super, innerhalb von wenigen Tagen über 30.000 Unterschriften.

Beim MoabitOnline-Artikel sind die Links zu vielen Presseartikeln zu finden, die wir hier nicht doppeln wollen, und hier ist der Beitrag bei Spiegel TV zu sehen: Häuserkampf: Rentner gegen Miethaie

September 2014: Neue Petition an die drei Kandidaten für den Bürgermeister – Link:  http://www.change.org/hansa-ufer-5

Nach neuer Videobotschaft sind es im August 2015 mehr als 103.000 Unterschriften! und nach dem Besuch von Heiko Maas geht es um die nächsten Schritte. Pressespiegel unter dem oben verlinkten MoabitOnline-Artikel.

  13 Responses to “Am Hansa-Ufer 5 droht Senior/innen die Vertreibung”

  1. Hier gibts den Abendschau-Beitrag zum einbetten auch auf YouTube:
    http://www.youtube.com/watch?v=o0j3X5xYNlM

  2. Am Sonntag, 6. Juli, kommt alle zum Info-Fest der Senior_innen, ab 14 Uhr vor dem Haus Hansa-Ufer 5!

  3. Super Aktion heute am Hansa-Ufer: unzählige Unterschriftenlisten sind schon voll. Fast alle Nachbar_innen und Spaziergänger_innen unterstützen die Forderungen.
    Bilder folgen morgen!
    Unterschriftenlisten liegen im B-Laden und ab nächste Woche in vielen Geschäften rund um das Haus aus. Die Unterschriftensammlung läuft bis zum Ende der Ferien.

  4. Ich habe erst gerade von der Petition erfahren! Gibt es noch eine Verlängerung? Bis morgen schaff ich das ja nicht mehr. o.O
    Würde gerne helfen!

  5. Ich möchte Sie mit meine Unterschrift untersützen,sowieso Firma Akelius ist grosse Abzoker.
    Nieder mit Kapitalismus.Die Wohnungen in Bach Str haben auf selbe Masche sehr teuere vermietet.

  6. @ eulalie,
    es läuft jetzt ja schon seit einiger Zeit die Online-Petiion …
    https://www.change.org/p/akelius-gmbh-sanieren-sie-uns-seniorinnen-nicht-aus-unserem-zuhause-im-hansa-ufer-5
    über 61.000 Unterschriften!!

  7. Die Petition hatte schließlich über 63.000 Unterschriften, jetzt gibt es eine Neue Petition, die sich an die drei Bürgermeisterkandidaten wendet: Kauft unser Haus zurück!
    Bitte unterstützen!
    Link: http://www.change.org/hansa-ufer-5

    Nachträge, Presseartikel, weitere TV-Beiträge und Fotos von Aktionen beim MoabitOnline-Artikel (unten):
    http://www.moabitonline.de/20454

  8. morgen Samstag 18 Uhr und am 16.1. RBB Himmel und Erde „Die Rentnergang aus Moabit“
    Hier der Trailer:
    http://www.rbb-online.de/himmelunderde/archiv/20160102_1800/rentner-gang.html

  9. So schnell können 3-5 Jahre vorbei gehen – das Versprechen der Verschiebung der Baumaßnahmen im Haus.
    Jetzt wurde im August 2018 ein Bauantrag gestellt, der im September schon genehmigt wurde: „Austausch der alten Aufzugsanlage, Neubau einer zweiten Aufzugsanlage im vorhandenen Aufzugsschacht im Bestandsgebäude, Erweiterung des vorhandenen Aufzugsschachts bis in das 7. OG, Herstellung der neuen Haltestelle im 7. OG“ siehe hier in der Genehmigungsliste, S. 3:
    https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/aemter/stadtentwicklungsamt/bau-und-wohnungsaufsicht/genehmigungen-september-2018.pdf

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