Aug 152014
 

Am heu­ti­gen Frei­tag, den 15.​08.​2014 fand von 10:00 Uhr bis 10:45 Uhr ein Go-In bei der DE­GE­WO AG, Pots­da­mer Str. 60 in 10785 Ber­lin statt. Hin­ter­grund war die dro­hen­de Zwangs­räu­mung von Die­t­er S. durch die städ­ti­sche Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft DE­GE­WO. Die Ak­ti­vis­t_in­nen und Die­t­er S. for­dern die Wie­der­auf­nah­me von Ver­hand­lun­gen und die Aus­set­zung der Zwangs­räu­mung.

Ca. 30 Ak­ti­vis­t_in­nen, Fo­to­graf_in­nen und Jour­na­lis­t_in­nen pick­nick­ten im Foyer. Ei­ni­ge Ak­ti­vis­t_in­nen hat­ten dort Trans­pa­ren­te an­ge­bracht und ver­teil­ten Flyer auf der Stra­ße, wie­der an­de­re eil­ten durch das Bü­ro­ge­bäu­de, in­for­mier­ten die An­ge­stell­ten, die sehr freund­lich re­agier­ten, und ver­teil­ten Scho­ko­küs­se mit „Zwangs­räu­mung stop­pen“-​Fähn­chen.

Meh­re­re Ver­tre­ter_in­nen der DE­GE­WO AG, dar­un­ter der Chef des For­de­rungs­ma­nage­ments und ein Vor­stand, Chris­toph Beck, spra­chen mit den Ak­ti­ven. Sie er­klär­ten, ein Ver­gleichs­an­ge­bot liege beim An­walt von Die­t­er S., es be­inhal­te im We­sent­li­chen:
a) dass Die­t­er S. wei­ter in sei­ner Woh­nung woh­nen blei­ben könne; und
b) dass Die­t­er S. sich be­reit­er­klä­ren müsse, künf­tig nicht nur seine Rech­te, son­dern auch seine Pflich­ten wahr zu neh­men.
Der Vor­stand er­klär­te, es sei sein Ziel, dass die Ver­hand­lun­gen noch vor der Be­ru­fungs­ver­hand­lung vor dem Land­ge­richt am 21.​08.​2014, zu einem Ab­schluss kämen.

Die­t­er S. war über­rascht von die­ser Er­klä­rung, weil er von dem Ver­hand­lungs­an­ge­bot noch nichts wuss­te, war aber er­freut, wie­der mit der De­ge­wo AG ins Ge­s­päch zu kom­men.

Dazu Sara Walt­her vom Bünd­nis Zwangs­räu­mung ver­hin­dern: „Wir freu­en uns, dass es doch noch zu Ver­hand­lun­gen kommt. Es hat sich wie­der ein­mal ge­zeigt, dass nichts über di­rek­te Ge­sprä­che zwi­schen allen Be­tei­lig­ten geht. Es kann ja nicht sein, daß Mie­ter ge­kün­digt und zwangs­ge­räumt wer­den weil sie ihre Mie­ter­rech­te in An­spruch neh­men, wohl schon gar nicht bei einer städ­ti­schen Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft. Wir hof­fen, dass nun alle Miss­ver­ständ­nis­se zwi­schen Die­t­er S. und der DE­GE­WO AG aus­ge­räumt und die Ver­hand­lun­gen mit einem für Die­t­er S. ak­zep­ta­blen Er­geb­nis be­en­det wer­den, damit keine wei­te­ren Ak­tio­nen von uns mehr nötig sind.“

Die vom Lei­ter der in­ne­ren Ver­wal­tung der DE­GE­WO AG ge­ru­fe­ne Po­li­zei konn­te ohne Ein­satz wie­der ab­zie­hen und schien damit auch zu­frie­den.

Zum Hin­ter­grund (s. auch Artikel von Rainer Balcerowiak)

Die­t­er S. wohnt seit 15 Jah­ren in der Woh­nung (in der Lehrter Straße in Berlin-Moabit). Wegen Miet­män­geln, unter an­de­rem an der Hei­zung, hat er mehr­mals die Miete ge­min­dert. Ver­su­che der DE­GE­WO des­we­gen zu kün­di­gen konn­te er vor Ge­richt ab­wen­den. Nicht alle Miet­min­de­run­gen wur­den vom Ge­richt an­er­kannt, die of­fe­nen For­de­run­gen sind je­doch frist­ge­recht be­gli­chen. Das Amts­ge­richt ent­schied im April 2014 trotz­dem, dass die Zah­lun­gen keine „hei­len­de Wir­kung“ in Bezug auf das Räu­mungs­be­geh­ren hät­ten. Bis zur Be­ru­fungs­ver­hand­lung am 21.​08.​2014 um 13:30 Uhr vor dem Land­ge­richt Lit­ten­str. 12-17, Raum 3807 ist die Räu­mung aus­ge­setzt.

Quelle: Bündnis Zwangsräumung verhindern

Nachtrag:
Am 20.8.14, einen Tag vor dem Berufungstermin, wurden die Vergleichsverhandlungen zwischen Mieter und Degewo erfolgreich abgeschlossen. Der Mieter kann in der Wohnung bleiben, verzichtet aber auf Mietminderungen wegen Lärm durch die Baustellen der S 21, der Europacity und durch den Betrieb des A&O-Hostels nebenan.

TAZ-Artikel vom Peter Nowak zu diesem Vergleich, hier wird auch erwähnt, dass die Degewo von 2008 bis April 2013 in 1.223 Fällen zwangsgeräumt hat.

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