Feb 272019
 

Zuerst berichteten verschiedene Mieterblogs, u.a. 2014 auch „Wem gehört Moabit?„. Und schon vor etwa viereinhalb Jahren hat Jutta Blume im MieterEcho online einen ausführlichen Artikel über die Berlin Aspire Real Estate GmbH, außerhalb Berlins eher bekannt als Berlin Estate, geschrieben, in dem viele der Geschäftspraktiken dieses Firmengeflechts, die kürzlich durch die gemeinsame Recherche von rbb und Berliner Zeitung bis in Einzelheiten dokumentiert werden, bereits enthalten waren: zum Beispiel der Verkauf von Eigentumswohnungen an israelische Kleinanleger, bevor das Haus überhaupt in Einzeleigentum aufgeteilt ist. Auch in diesem Artikel eine Warnung auf unserer Webseite.

Die aktuelle Recherche zeigt auf, wie geschickt die Unwissenheit der Käufer über unterschiedliche Rechtsordnungen und die Ängste der Mieter vor Wohnungsverlust für das Geschäft genutzt werden. Den Käufern wird ein Rund-um-sorglos-Paket verkauft, die Eigentumswohnungen werden von Berlin Aspire verwaltet, modernisiert, vermietet, vorzugsweise als möblierte Apartements und es wurden sogar Darlehen bei deutschen Banken vermittelt. Teilweise dauert Jahre ehe die Eintragung ins Grundbuch erfolgt und mit diesem Geld kann die Firma arbeiten. Bisher bewegt sich das alles noch im Rahmen der Legalität.

Nicht rechtskonform ist allerdings die Rückzahlungsgarantie von 5 % des Investments für 3 Jahre, die nur die ausländischen Anleger per Vorvertrag erhalten, wie in Dutzenden Fällen dokumentiert. Diese wird den Mietern bei der Vorlage des deutschen Kaufvertrags vorenthalten. Unabhängig davon, ob sie ihr Vorkaufsrecht ausgeübt haben oder nicht, könnten möglicherweise Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden.

Die renomierte Berliner Kanzlei für Anlegerschutz und Kapitalmarktrecht Schirp & Partner Rechtsanwälte mbB kümmert sich um die Deckungszusage der Rechtsschutzversicherung. Mieter aus Häusern der einzelnen GmbHs, die zu Berlin Aspire, Berlin Estate mit der Hausverwaltung BEARM gehören, sollten sich dort melden und ihre Ansprüche möglichst bald anmelden: https://ssma.de/de/berlin-estate-aspire-monopoly/. Im Zuge der Recherchen von rbb und Berliner Zeitung ist nämlich ein Vermietungsangebot des Büros von Berlin Aspire in der Friedrichstraße aufgetaucht.

Quellen: Die Recherche von rbb und Berliner Zeitung:

rbb „Wie Berliner Wohnungen ins Ausland verkauft werden“ (guter Überblick in 3 Min.)
rbb „Wie sich betroffenen Mieter wehren können“ (pdf)

UPDATE: Seit längerem war die ausführliche Berichterstattung der Berliner Zeitung – offensichtlich aufgrund von Rechtsstreitigkeiten – nicht mehr online. Deshalb waren Webarchiv-Seiten verlinkt. Jetzt ist der einleitende und zusammenfassende Artikel wieder da:
Die Aspire-Story: Berlin Estate: So wird die Hauptstadt verkauft, hier sind jetzt auch die weiterführenden Artikel (jedoch ohne die ursprünglichen Videos und Podcasts) neu verlinkt.

Teil 1 „Die verkaufte Stadt“ mit einer interaktiven Karte der Häuser, einer Grafik der Firmenverflechtung und Fotos der Häuser

Teil 2 „Auf Kosten des Kiezes“ mit einem Interview, in dem der Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, Philippe Koch, das System mit den Vorverträgen erklärt

Teil 3 „Wir sehen uns in Berlin über die Käufer zwischen Euphorie und Enttäuschung

Tagesspiegel Leute Neukölln

UPDATE:
Zum Schluss noch ein Artikel der Anlegerschutzkanzlei Resch von Februar 2019: Berlin Estate und Berlin Aspire – Immobilienfall an Staatsanwaltschaft übergeben

Verfahren zum Schadensersatz wegen sittenwidriger Vorkaufsrechtsumgehung führt für Berliner Mieter diese Kanzlei: https://schirp.com/de/berlin-estate-aspire-monopoly/

Frontal 21 Beitrag „Goldgrube Wohnungsnot“ vom 3.12.2019:

UPDATE 2020:
Das Ende von Berlin Aspire“ in der Berliner Zeitung.

Neue ZDF Doku „Goldgrube Wohnungsnot“ vom 9.10.2020

Gute Zusammenfassung des Berlin Aspire / Berlin Estate Geschäftsmodells, der beteiligten Personen und Anwälte/Notare sowie des Kampfes um die weitere Verwertung.

  18 Responses to “Berlin Aspire / Berlin Estate – Geschäftsmodell am Rande der Legalität?”

  1. Hier die Liste der 40 Aspire-Häuser (aktualisiert):
    1 – Beusselstr. 8a+8b, Moabit
    2 – Biebricher Straße 2, Neukölln
    3 – Bizetstr. 143 / Ecke Indira-Gandhi-Str. 8, Weissensee
    4 – Blücherstr. 37, Kreuzberg
    5 – Brüsseler Str. 34, Wedding
    6 – Donaustr. 10-11, Neukölln
    7 – Emser Str. 102, Neukölln
    8 – Eulerstr. 15, Wedding
    9 – Fehmarner Str. 6, Wedding
    10 – Fehmarner Str. 22, Wedding
    11 – Fürbringer Str. 27, Kreuzberg
    12 – Friedrich-Wilhelm-Str. 74, Reinickendorf
    13 – Glasgower Str. 6, Wedding
    14 – Grunewaldstr. 89, Schöneberg
    15 – Guineastr. 35, Wedding
    16 – Guineastr. 38, Wedding
    17 – Hauptstr. 101, Schöneberg
    18 – Helmholtzstraße 1+1a, Charlottenburg
    19 – Helmholtzstr. 24, Charlottenburg
    20 – Helmholtzstr. 40, Charlottenburg
    21 – Hermannstr. 232/Biebricher Str. 1+1a, Neukölln
    22 – Hobrechtstr. 40, Neukölln
    23 – Huttenstr. 71, Moabit
    24 – Karl-Kunger-Str. 26, Alt-Treptow
    25 – Kaiserin-Augusta-Allee 29, Moabit
    26 – Koloniestr. 122 , Wedding
    27 – Lehder Str. 1/Berliner Allee 13, Pankow
    28 – Mehringdamm 86, Kreuzberg
    29 – Mittenwalder Str. 47, Kreuzberg
    30 – Ofener Str. 13, Wedding
    31 – Oldenburger Str. 28, Moabit
    32 – Pettenkofferstr. 42, Friedrichshain
    33 – Residenzstr. 128 + 129, Reinickendorf
    34 – Sonnenburger Str. 55, Prenzlauer Berg
    35 – Sprengelstr. 23, Wedding
    36 – Stephanstr. 52, Moabit
    37 – Tegeler Weg 97/98, Bonhoeffer Ufer 18, Charlottenburg
    38 – Voigtstr. 42, Friedrichshain
    39 – Weisestr. 21, Neukölln
    40 – Wildenbruchstr. 6/Weserstr. 59, Neukölln

    Die Reichenberger Str. 114 wurde an Akelius verkauft.

  2. Zu viel schlechte Presse?

    Berlin Estate / Berlin Aspire ist seit Ende Juli 2019 Grand Urban Immobilien Group (GUIG)
    https://www.grand-urban.de/
    und InBerlinHomes, die Vermietungsplattform der teuren Apartments, ist jetzt Urban Belong Living GmbH & Co. KG, beide sitzen jetzt am Kurfürstendamm 194:
    https://www.belong-living.com/imprint/
    Die Hausverwaltung BEARM ist im Handelsregister gelöscht
    https://www.northdata.de/Bearm+GmbH,+Berlin/Amtsgericht+Charlottenburg+%28Berlin%29+HRB+156165+B
    Schaut Euch das Bild an!
    Zur Auswahl stehen: Jarosch immobilien UG und Urban Hausverwaltung UH GmbH & Co. KG. Welche Häuser sind zu welcher Hausverwaltung gekommen?
    Auch gelöscht bzw. verschmolzen sind: Berlin Aspire Finance GmbH und Berlin Aspire Construction GmbH.

    Jetzt werden nicht ausgebaute Dachgeschosse und auch einzelne Wohnungen auch in Deutschland zum Kauf angeboten:
    https://www.grand-urban.de/immobiliensuche/

  3. Laut eigenen Webseiten jetzt nicht mehr Ku’damm, sondern Brandenburgische Straße 86/87!

  4. Es gibt einen neuen Bericht in der aktuellen Berliner Zeitung (online) „Das Ende von Berlin Aspire“ zum angeblichen neuen Wohnsitz von Adi Keizmann, in Israel eingefrorenen Konten, Klagen in Israel, betrogenen Anlegern in Israel, dem Berliner Notar Hubertus Welsch, als Beispielhaus dient die Eulerstraße 15.
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/das-ende-von-berlin-aspire-li.92241

  5. Umgeht Berlin Aspire bzw. Urban den Mietendeckel? Bei den Apartment-Angeboten sieht es auf der Vermietungsplattform der Aspire-Nachfolgegesellschafft Grand Urban Immobilien Group GUIG GmbH so aus:
    https://www.belong-living.com/

    Aktuell gibt es nichts in Moabit, aber im Wedding. 27 Quadratmeter, Sprengelstraße 23, Erdgeschoss, sieht auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus: from 309 Euro ab 27.7.2020. Geht man aber dann auf das Zimmer, das ab mind. 6 Monate zu mieten ist, dann findet man folgende Details:
    Monthly Rent: € 194 / Operating Costs: € 115 / Security Deposit (3 month rent): € 582 (soweit nachvollziehbar), aber dann kommts: Monthly Service Fee: € 368. Bitte was soll das sein? Mehr als 13,50 Euro pro Quadratmeter für welchen Service?
    https://www.belong-living.com/listing/wedding/s23u15/

    Müsste sich halt jemand finden, der/die den Mietendeckel durchklagt oder die Mietpreisbremse zieht!

  6. „vorübergehender Gebrauch“? „möblierte Wohnungen mit Zeitvertrag“?
    Hier Erklärungen zu den Rechten der Mieter*innen:
    https://www.bmgev.de/mieterecho/archiv/2018/me-single/article/keine-zweite-klasse/

  7. Schon 14 Tage alt, dieser Artikel über die Plattenbauten in Gröbzig, die Berlin Aspire, Adi Keizmann auch an israelische Kleinanleger verkauften:
    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/aspire-immobilien-plattenbauten-in-groebzig-bei-berlin-aufgekauft-li.92902

  8. Schon wieder eine Umfirmierung? Jetzt vermarktet Edel Real Estate die Wohnungen in den Berlin Aspire Häusern:
    https://www.edel-re.com/

  9. Gute Zusammenfassung des Berlin Aspire / Berlin Estate Geschäftsmodells und des Kampfes um die weitere Verwertung:
    https://www.gomopa.net/Pressemitteilungen.html?id=3126&meldung=Guy-Ben-Edelsburg-Moshe-Bar-Shilton-Notar-Hubertus-Welsch-Kampf-um-Berliner-Aspire-Wohnungen

  10. @ krux,
    siehe Kommentar Nr. 8 und 14

  11. Neben der Edel Real Estate verkauft jetzt auch die B-Space Estate GmbH Wohnungen aus dem Bestand der Aspire:

    https://www.bspace-estate.com/flatsforsale

    Aktuell bspw. die Eulerstraße 15, Gesundbrunnen.

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