Jan 012022
 

Letzten Herbst ist das Büro für Bürgerbeteiligung Mitte an vier ganz verschiedene Initiativen herangetreten, die über ihre „Erfolgsgeschichten“ mit einem kleinen selbstgedrehten Video berichten sollten. Kurz vor den Feiertagen wurden diese Filme auf den entsprechenden Youtube-Kanal hochgeladen, wie im Newsletter des Bürgerbeteiligungsbüros angekündigt. Eine der vier Initiativen war der Runde Tisch gegen Gentrifizierung Moabit / Wem gehört Moabit. Hier könnte Ihr das Video anschauen:

Informationen zu den beiden Häusern, um die es im Filmbeitrag geht:

Die Jagowstraße 35 ist das kleine efeubewachsene Vorderhaus neben der Feuerwache mit zwei noch vollständigen Hinterhäusern. Der Kriegsschaden wurde bis heute nur repariert und vorne nicht wieder aufgestockt. Schon lange ließ die Instandhaltung zu wünschen übrig. Dafür sind die Mieten niedrig. Doch der Leerstand hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen: jetzt sind von 30 Wohnungen nur noch 13 bewohnt. Vielleicht auch nur noch 12, nachdem ein Mieter kürzlich eine Abfindung angenommen hat.
Vor etwa fünf Jahren verstarb der Eigentümer, dessen Tochter das Haus im September 2017 an die Wisser AG verkaufte. Im August 2018 wurde eine Baugenehmigung für die Aufstockung des Vorderhauses, den Ausbau der Dachgeschosse, Anbau von Balkonen und Aufzügen, sowie Treppenhaus-, Keller- und Hofsanierung beantragt und vermutlich auch genehmigt (auf S. 20 der Liste). Die Abwicklung des Kaufvertrags verzögerte sich. Die Mieter*innen wurden erst im Januar 2019 über geplante umfangreiche Sanierungen informiert, worauf die erste Mieterversammlung mit Unterstützung des Runden Tischs im Februar 2019 stattfand. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass das Haus weiterverkauft werden würde, worüber der Eigentümer mit haarsträubenden Begründungen im Mai 2019 informierte (s. Kommentare). Seit Juni 2019 gehört das Haus der Jagowstraße 35 GmbH. Der Schwebezustand für die Mieter*innen hält schon mehr als vier Jahre an. Immer wieder zieht jemand aus, mit oder ohne Abfindungsangeboten. Mehrmals wurde der Leerstand gemeldet, ohne dass sich die Situation änderte. Wände sind feucht, leere Wohnungen schimmeln vor sich hin, viel Heizenergie muss aufgewandt werden. Jetzt wollen die Mieter*innen einen neuen Anlauf starten, den Leerstand zu beenden und Instandsetzung durchzusetzen. Wie heißt es so schön? Eigentum verpflichtet!
Wir danken Bernd T. für die Zusammenfassung.

Paulstraße 23 / Flemingstraße 9 wurde seit 2007 mehrere Male verkauft, zuletzt 2015 an Calvin Palais, bzw. Auriga. Trotz schöner erhaltener Altbausubstanz ist der Instandhaltungsstau sichtbar. Die Gewerbeeinheiten wurden systematisch entmietet, stehen leer oder werden für Kurzzeitvermietung genutzt. Mieter*innen wurden verdrängt und Wohnungen leer stehen gelassen. Für einzelne Wohnungen wurden Bauanträge für Umbau gestellt. Es folgte die Aufteilung in Eigentumswohnungen und Vermarktungeversuche. Im Februar 2020 waren von 24 Wohnungen nur noch 9 bewohnt. Ab 2020 Abverkauf von Eigentumswohnungen, zuerst leerstehende, später auch vermietete. Der Leerstand wurde immer wieder gemeldet und über die Jahre mehrere Anfragen in der BVV zum Haus gestellt (2019, 2020). Es gab Vor-Ort-Besuche von Mitarbeiter*innen der Zweckentfremdung, doch brachten die langwierigen Verfahren keinen Erfolg. Vor ca. einem halben Jahr berichtete Mietenwahnsinn Nord über das Haus. Wer sich nicht rausdrängen lässt, hat immerhin 10 Jahre Schutz vor Eigenbedarfskündigung nach dem erstmaligen Verkauf als Eigentumswohnung.
Wir danken Niña B. für die Zusammenfassung.

Das sind nur zwei Beispiele von Mieter*innen, die der Runde Tisch gegen Gentrifizierung in ihren Kämpfen begleitet (hat). Treffen jeden 2. Dienstag im Monat um 19 Uhr, zur Zeit im Nachbarschaftstreff des Stadtschloss Moabit, Rostocker Straße 32 b. Macht mit bei Aktivitäten gegen Leerstand und Verdränung, teilt Euer Wissen auf der Crowd Map Moabit.

  One Response to “Was macht der Runde Tisch gegen Gentrifizierung Moabit?”

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